Musical in Berlin
Ein Musical frei nach Ferdinand von Schirach
Wieder eine interessante, ungewöhnliche Produktion, die von der Neuköllner Oper mit gewohnt einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln auf die Bühne gebracht wird. Die Musik ist teilweise nicht ganz eingängig aber spannend, die Darsteller bis auf eine Ausnahme unglaublich begabt und authentisch. Allein es wird oft zu schnell gesprochen. Immerhin hilft da etwas die neue Technik, die die Texte simultan auf das Handy sendet. Dies lenkt allerdings leider vom Geschehen auf der Bühne ab, was natürlich schade ist. Insgesamt eine sehenswerte Aufführung.
"Daddy unplugged " ist ein sehr gutes Musiktheaterstück, welches auf vielfältige Weise Impulse zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und der Beziehung zum Vater anregt. Es wurde interessant dargeboten, mit anschließender kleinen Ausstellung.
Vielen Dank erstmal an "logan1", deren positiver Erfahrungsbericht mich dazu bewogen hat, spontan mit einem Blitzticket diese Aufführung zu besuchen. Auch ich fand den Abend sehr berührend, psychologisch interessant , besonders durch die sehr persönlich wirkenden Familienfotos und Erinnerungen, die dem Publikum sehr spannend in ihrer Ambivalenz auch musikalisch nahe gebracht wurden. Die Zeitspanne von den 60-er Jahren bis in die Gegenwart wurde durch passende politische und musikalische Eindrücke lebendig und weckte auch bei mir viele Erinnerungen. Nachdenklich machten mich nicht nur Fragen zu meiner eigenen Vater- Beziehung sondern auch die Frage, wie unsere Kinder ( etwa im Alter der Darsteller*innen ) unsere Elternrolle bewerten würden, wenn sie im Krankenhaus auf unser voraussichtliches Sterben warten würden.. Den Titel fand ich im Nachhinein - anders als logan 1 - doch ansprechend und kurz auf den Punkt gebracht: "Unplugged " bedeutet ja musikalisch : "ohne elektronische Verstärkung ' , sozusagen der unverfälschte authentische Klang der Instrumente. Im übertragenen Sinne geht es vielleicht um die Beziehung zum Vater aus der erwachsenen und realistischeren Perspektive im Vergleich zur kindlichen Idealisierung des vergötterten "Papas" ?Aus meiner Sicht eine interessante Übertragung des musikalischen Begriffs auf die psychologische Ebene..Jedenfalls kann ich diese Aufführung sehr empfehlen - es gibt noch mehrere Gelegenheiten, sie zu besuchen!